Zur Situation von Geflüchteten im Landkreis Ludwigsburg:
Integrationsmanagement beschleunigt Integration
LUDWIGSBURG. Seit 2018 unterstützen 48 Integrationsmanagerinnen und Integrationsmanager Geflüchtete auf dem Weg zu einer selbstständigen Lebensführung. Eine Zwischenbilanz zeigt nun zahlreiche Fortschritte auf. Das breite Netzwerk von Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Kreisdiakonieverband, dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes und dem Landratsamt Ludwigsburg erweist sich als grundlegender Erfolgsbaustein. Der Abschluss des Asylverfahrens ist für viele Geflüchtete nur eine Zwischenstation zu einer ganzheitlichen Integration in unserem Land. Nachdem der Aufenthaltsstatus geklärt ist, stellen sich weitergehende Fragen: Wo finde ich Arbeit und eine Wohnung? Wie kann ich den Lebensunterhalt für meine Familie bestreiten? Wie kann ich möglichst schnell Deutsch lernen? Und vor allem, wo ist mein Platz in der Gesellschaft?
Hier kommen die vom Landkreis Ludwigsburg beauftragten Integrationsmanagerinnen und - manager ins Spiel. Sie geben den Geflüchteten gezielte Orientierungshilfe. Gemeinsam legen Integrationsmanager/in und Geflüchtete Ziele fest, gleichzeitig wird analysiert, inwieweit noch Unterstützung benötigt wird. "Unsere Sozialberatung ist kein Selbstzweck, sondern soll unsere Klienten befähigen, sich dauerhaft selbstständig in unserer Gesellschaft zurecht zu finden. Wir bauen Vertrauen auf und signalisieren: ",Wir sind für Sie da!‘ Gleichzeitig fordern wir Eigenleistung ein, für die Planung des weiteren Lebenswegs wieder selbst Verantwortung zu übernehmen", so Landrat Dietmar Allgaier.
Fortschritte bei den Themen Wohnen, Arbeit und Sprache
Zum Jahresbeginn 2021 werden 2469 Geflüchtete im Integrationsmanagement betreut, davon 970 Minderjährige. Von den erwachsenen Klienten verfügen 24 Prozent über ein deutsches Sprachniveau B1 oder höher. Da einige Geflüchtete zum Lernen der deutschen Sprache zunächst eine Alphabetisierung durchlaufen müssen, ist dies für den Einzelnen ein gewichtiger Schritt nach vorne. Das Sprachniveau B1 ist wichtiger Türöffner für den Eintritt in den Arbeitsmarkt.
13 Prozent der erwachsenen Klienten befinden sich in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Zusätzlich gehen vier Prozent einer Ausbildung, einem Praktikum oder einem Studium nach. Bei 1253 Personen wurde das Integrationsmanagement bereits beendet (Stand 01.03.2021). Davon konnten 780 Personen einen Mietvertrag abschließen und verfügten erstmals über einen privaten Wohnraum.
Julia Fehr, Geschäftsteilleitung der Integrationsmanager im Landratsamt Ludwigsburg, wertet dies als Erfolg: "Eine eigene Wohnung ist für die Integration unserer Klienten von großer Bedeutung. Ein eigener privater Raum beseitigt das Gefühl von Unsicherheit. Dadurch kann sich der Mensch den Herausforderungen wie Spracherwerb und Arbeitssuche konzentrierter 2 22.03.2021 stellen. Regelmäßige Kontakte zu Nachbarn begünstigen zusätzlich das Ankommen in der Gesellschaft."
Integration als langfristiger Prozess
"Wir sind stolz auf die Fortschritte unserer Klienten", berichtet Fehr. "Dennoch ist Integration meist kein geradliniger Weg, der nach ein, zwei Jahren abgeschlossen ist. Umso wichtiger ist es, dass wir als Integrationsmanagerinnen und -manager genau hinschauen und die Bedürfnisse jedes Klienten individuell erfassen. So können zum Beispiel Konflikte in der Familie, gesundheitliche Sorgen oder alltägliche Misserfolge zunächst einmal Integrationshindernisse darstellen." Aufgabe der Integrationsmanager-/in ist es, diese Hindernisse zu erkennen, mit dem Geflüchteten nach eigenen Lösungen zu suchen oder den Klienten an spezielle Fachdienste wie zum Beispiel psychologische Beratungsstellen oder Bewerbungstrainings weiterzuleiten. Ziel ist auch die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben der Gemeinde in Vereinen, Interessengruppen oder der Politik. "Wer in Deutschland aufwächst, hat über die Dauer seines Lebens ein Netzwerk von Verwandten, Freunden, Nachbarn oder Bekannten, die bei Fragen und Problemen wissen, wer einem weiterhelfen kann. Dieses Netzwerk und Wissen fehlen Geflüchteten zu Beginn ihres Aufenthalts in der Regel komplett," schildert Fehr die Situation von Geflüchteten.
Breit aufgestelltes Netzwerk mit Freien Trägern hilft Geflüchteten
Aufgrund dessen hat sich der Landkreis Ludwigsburg von Beginn an entschieden, das Integrationsmanagement breit aufzustellen. Integrationsmanagerinnen und -manager werden sowohl von der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, dem Kreisdiakonieverband, dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes und dem Landratsamt beschäftigt. Diese in 34 Städten und Gemeinden tätigen Integrationsmanagerinnen sind wiederum direkt mit den dortigen Rathäusern und den vor Ort tätigen ehrenamtlichen Helfern vernetzt. "Das Zusammenspiel von Freien Trägern, Rathäusern, ehrenamtlichen Helfern und dem Landratsamt ist ein fruchtbarer Boden, um das Netzwerk für Geflüchtete im Landkreis stetig auszubauen. Wenn der Klient dann in der Lage ist, sich in diesem Netzwerk dauerhaft selbstständig zu bewegen, wird sich das Integrationsmanagement schrittweise aus der Beratung zurückziehen und nach Beendigung einen neuen Klienten in die Beratung aufnehmen", erklärt Fehr die dauerhafte Konzeption.
Im Jahr 2021 werden die fünf Vertragspartner des Integrationsmanagements Geschichten über einzelne Personen und Familien in der Beratung via Pressemitteilung veröffentlichen, um einen tieferen Einblick in die Arbeit des Integrationsmanagements und das Leben der Geflüchteten im Landkreis zu geben. Das Integrationsmanagement wird durch das Land Baden-Württemberg seit 2018 finanziell gefördert. Die Förderung im Landkreis Ludwigsburg läuft derzeit bis Ende 2022.