Aufarbeitung der Gewalt-Vorfälle im Kinderheim St. Josef
2019 startete das Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) mit der Aufarbeitung der Causa St. Josefsheim in Ludwigsburg. Das Institut wurde vom Orden der Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu zu der Studie beauftragt. In den Jahren davor haben sich frühere Heimkinder an die Öffentlichkeit gewandt: Die mittlerweile Erwachsenen werfen den Kinderheim-Angestellten schwere körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt während ihres Heim-Aufenthalts vor.
Konkret sollen die Nonnen im Erziehungs-Heim und Kirchenmitarbeiter*innen die damals Jugendlichen ab den späten 50er bis Anfang der 1990er Jahren in der Einrichtung misshandelt haben. Das katholische St. Josefsheim wurde 1992 geschlossen.
Formen der erlittenen Gewalt u. a.
- Unverhältnismäßige Bestrafungen
- Einsperren/Freiheitsberaubung
- Entmündigung
- Vernachlässigung
- Physische Gewalt wie Prügel
- Abwertungen, Demütigungen, Ausgrenzungen
- Sexuelle Gewalt
Ziel der externen Forschungsstudie: Die Hintergründe und Details der Gewalt-Vorwürfe aufarbeiten.
Grundlage für die Studie
Methodik: Für die Studie wurden folgende Daten erhoben bzw. ausgewertet:
- Erfahrungsberichte/Interviews mit 30 Betroffenen (ehemaligen Heimkindern)
- Interviews mit ehemaligen Heim-Mitarbeitenden und deren Umfeld
- Interviews mit Angehörigen und Kontakten der Betroffenen
- Interviews mit Vertreter*innen der Kommunen wie Jugendämtern und kirchlichen Trägern
- Unterlagen aus Akten und Archiven
Der Karmelitinnen-Orden wurde während der Aufarbeitung vom örtlichen Dekanat und dem Diözesancaritasverbandes Rottenburg-Stuttgart begleitet und beraten.
Abschlussbericht im Sommer 2022
Die Laufzeit der Studie war zwei Jahre; die Corona-Pandemie hat die Forschungen verzögert. Im Sommer 2022 veröffentlichten die Autor*innen Elisabeth Helming und Florian Straus den abschließenden Bericht ihrer Studie. Der ausführliche Endbericht ist über 170 Seiten lang.