Berufsorientierung im Landschaftsschutzgebiet für Jugendliche der Franz-König-Schule
Garten roden statt Schulbank drücken
Waiblingen, 22.06.2021: Theoretische Inhalte mit praktischen Arbeitserfahrungen verknüpfen - das hat sich die Franz-König-Schule in Waiblingen zum Ziel gesetzt. Durch Corona konnten viele Schülerinnen und Schüler keinen Praktikumsplatz finden. Deshalb findet jetzt ein Projekt zur Berufsorientierung im Landschaftsschutzgebiet statt.
Im sogenannten "Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf", kurz VAB, an der Franz-König-Schule in Waiblingen, können Jugendliche in ein bis zwei Jahren ihren Schulabschluss nachholen oder verbessern und dabei auch viele praktische Erfahrungen für die Arbeitswelt sammeln. Durch eine intensive sozialpädagogische Betreuung erfahren die Heranwachsenden Hilfe beim Bewerbungen schreiben, bei der Suche nach Arbeits- oder Praktikumsplätzen und können auch sonstige Sorgen und Ängste los werden.
Die Schulleiterin Evelyn Niemann erklärt: "Hier erhalten die Schülerinnen und Schüler berufs- und lebensweltbezogene Kenntnisse. Das erleichtert die berufliche Orientierung und verbessert die Aussicht auf einen Ausbildungsplatz." Neben Unterricht in Mathe, Deutsch, Englisch, Holzverarbeitung in der Werkstatt und kaufmännischen Grundkenntnissen liegt normalerweise ein Schwerpunkt auf mehreren Praktika, die im VAB vorgesehen sind.
Doch viele junge Menschen konnten in diesem Schuljahr Corona-bedingt keinen Praktikumsplatz finden. Daher lernt die ganze Klasse jetzt gemeinsam in einem Landschaftsschutzgebiet naturnahe Berufe kennen. Hier steht nun Gestrüpp roden, Insekten- und Wildbienenhotels bauen, Kräuterbeete anlegen und Totholzhecken aufschichten, damit Igel und Siebenschläfer wieder ein Zuhause finden, auf dem Stundenplan.
Möglich ist dies im Rahmen des Caritas-Projekts "Jugend im Naturschutz und Beruf" (JuNa-B), das seit September 2020 besteht. In einem ehemaligen Weinberg, gelegen im Landschaftsschutzgebiet Breuningsweiler bei Winnenden, den eine Stuttgarter Wohltäterin der Caritas vermachte, hat Arbeitsanleiter Martin Schulz seither mit verschiedenen Jugendgruppen das komplette Grundstück umgemodelt.
Der Garten - bestehend aus 1853 m2 Grünland und 2357 m2 Landwirtschaftsfläche - war zu Beginn komplett mit Brombeersträuchern überwuchert. Die Wengerterhütte auf dem Gelände war nicht mehr zu sehen. In dem Gestrüpp hatten Wildschweine Gänge angelegt, in denen sie sich versteckten. Nachts suchten die Tiere dann die benachbarten Gärten heim. Sowohl die Wildschweinplage als auch die zugewucherten Wege rund um das Grundstück waren den Nachbarn ein Dorn im Auge. Inzwischen kann sich das Grundstück wieder sehen lassen. Ein Teil bleibt als Waldstück erhalten, im anderen Teil sind Blumen- und Kräuterbeete und sogar Terrassen angelegt.
Martin Schulz ist das, was man einen "Glücksgriff" nennt. Denn der 42-jährige Gärtner hat ein Tätigkeitsfeld gefunden, das ihm auf den Leib geschneidert ist: Er leitet auf dem Grundstück Jugendliche in der Gartenarbeit an. Durch die Arbeit in Garten, Gestrüpp und Wald bereiten sich die jungen Menschen auf einen Beruf vor. So aktuell auch die Schülerinnen und Schüler der Franz-König-Schule.
"Ich muss hier niemanden groß auffordern oder anstacheln. Die jungen Leute schaffen gern hier und packen tüchtig mit an.", berichtet Schulz. Bereichsleitung Margit Jordan liegt vor allem die persönliche Entwicklung der jungen Menschen am Herzen: "Bei den handwerklichen Tätigkeiten in Garten und Wald haben die Jugendlichen Erfolgserlebnisse und erweitern ihr Allgemeinwissen enorm. Das gibt ihnen Auftrieb." Dass das Projekt bei den jungen Leuten gut ankommt, beweist ihre zuverlässige Anwesenheit. Auch die Corona-Regeln, die eingehalten werden müssen, schrecken die Jugendlichen nicht ab und sie kommen regelmäßig nach Breuningsweiler. Die Gefahr der Langeweile besteht nicht. Martin Schulz lächelt: "Im Garten ist immer etwas zu tun."
So wurde die "Maßnahme zur Berufsorientierung", wie sie im Amtsdeutsch genannt wird, inzwischen für alle Beteiligten zu einem vollen Erfolg: Die Jugendlichen entwickeln berufliche Perspektiven für sich und lernen praktische Arbeiten. Dem Naturschutz wird gedient, indem Insekten und heimischen Kleintieren wieder ein artgerechter Lebensraum zur Verfügung steht. Und Anwohner und Nachbarn atmen auf, weil Martin Schulz und seine Helfer das Grundstück wieder auf Vordermann gebracht haben - und die lästigen Wildschweine endlich weg sind. Stattdessen lassen sich jetzt manchmal Rehe beobachten.
Hinweis an die Redaktion
Für Informationen steht Ihnen Margit Jordan zur Verfügung: Tel: +49 7151 209480-1 E-Mail: jordan@caritas-ludwigsburg-waiblingen-enz.de
Bildnachweise
Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz
Der Franz-König-Schule in Waiblingen, benannt nach dem ehemaligen Wiener Kardinal, kümmert sich intensiv um das Wohl ihrer Schüler*innen. Sie sollen sich angenommen fühlen. Getreu der Lebenseinstellung des Kardinals will sie bestmöglich auf die Belange der jungen Menschen eingehen. Sozialpädagogen suchen individuelle Lösungen für die Jugendlichen. Die private Berufsfachschule mit einer begrenzten Schülerzahl pflegt das "Prinzip der kurzen Wege" und legt großen Wert auf persönlichen Kontakt. Die Schule verlangt keine Gebühren. Info: Franz-König-Schule, Dieselstraße 11, 71332 Waiblingen, 07151 209480-0, fks@caritas-ludwigsburgwaiblingen-enz.de, www.caritas-ludwigsburg-waiblingen-enz.de